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Krypto-Erfahrungen, die Du kennen solltest

Mein Einstieg in die Welt von Krypto begann 2012 mit Bitcoin und ab 2014 beschäftigte ich mich intensiv mit Blockchain Technologie. Am Anfang verstand ich „ES“ noch nicht sofort, aber das Narrativ eines dezentralen Geldsystems und das eines globalen, programmierbaren Vertrauenssystem war mir von Anfang an sympathisch. Die Machtkonzentration in der Finanzindustrie, der Banken- und Zahlungssysteme, die problematischen Lieferketten, der privilegierte Zugang zum globalen Handel, all diese Themen könnte Blockchain Technologie massiv zum Positiven verändern.

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Beispiel? Die großen 4, Visa, Mastercard, Amex und Discover, kontrollieren den Zahlungsmarkt. Fast alle Kreditkartenzahlungen werden über diese Unternehmen und eine Handvoll darauf aufbauender Zulieferer abgewickelt. Wer hier versucht zu koexistieren, hat kaum eine Chance. Die Zahlungsindustrie wird zentral gesteuert (z.B. Händler, die auf der TMF Liste landen – der „terminated merchant file list“, sind nicht mehr in der Lage, ein Händlerkonto mit irgendjemandem zu bekommen, um Zahlungen zu verarbeiten).

Bitcoin bedeutet: keine Zentralisierung, keine Diskriminierung, es funktioniert einfach.

Aber natürlich endete meine Krypto-Reise damals nicht nur bei BTC. Blockchain Technologie im Allgemeinen, Ethereum, Smart Contracts, DeFi und die erstaunliche Welt der NFTs galt es zu entdecken. Leute behaupteten, dass sie ihr Investitionsvolumen mit Krypto-Projekten um das 100-fache, 1000-fache und sogar 10000-fache vervielfachen würden und wie viele andere landete auch ich früh in der „Rabbit Hole“.

Ich las alles was ich über Blockchain in die Hände bekam, führte unzählige Gespräche und zum Glück lebte ich damals im Epizentrum der aufstrebenden Krypto-Industrie, im Crypto-Valley Zug. Sehr früh lernte ich die wichtigsten Regeln, um in diesem Dschungel zu überleben. Der Weg war steinig, doch der Preis ist es wert.

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Lektion 1: Man In The Mirror

Meine erste Lektion habe ich schnell gelernt: „Verlass dich nur auf den „Man In The Mirror“ und die Rede ist nicht von Michael Jackson. Es gibt keine sicheren Tipps, keine freundschaftlichen Ratschläge, sondern nur harte Arbeit, sprich ausgiebiges Recherchieren. Du kannst diese Arbeit selber machen oder du kannst sie auch delegieren, aber sie muss gemacht werden. Blockchain Technologie ist ein Datenparadies. Alles, wirklich alles ist transparent, man muss nur wissen, wo man suchen muss. Wenn du einen Freund brauchst, kauf dir einen Hund. Das gilt nicht nur für den Aktienmarkt, sondern auch für die Krypto-Industrie

Die Recherche läuft nach einer klaren Checkliste, ohne deren Abarbeitung kein Projekt gekauft werden sollte:

  • Wie ist der Use Case und/oder der Nutzen?
  • Welches Problem wird gelöst? Was ist die Vision?
  • Wie sehen die Tokenomics aus? Inflation?
  • Wie verhält sich die Community? Treibt sie nur den Wert des Coins in die Höhe oder bringt sie Ideen ein, um das Protokoll besser zu machen?
  • Wie ist das Projekt finanziert? Für wie lange?
  • Was ist das Narrativ? Ist das Narrativ jetzt populär, wenn nicht, was sind die Katalysatoren?
  • Wie ist das Team? Erfahrung? Erfolgsnachweise?
  • Wie steht das Projekt im Vergleich zur Konkurrenz?
  • Wie hoch ist die Marktkapitalisierung? Groß genug um zu überleben, klein genug, für Potenzial nach oben?
  • Marktkapitalisierung bei Total Supply?
  • Gibt es irgendwelche bevorstehenden Katalysatoren (der Merge bei Ethereum, Staking Starts, Partnerschaften, …)
  • Gibt es ein funktionierendes Produkt oder zumindest ein MVP) oder nur Vaporware?
  • Fach-Community oder Influenzer Community? (bei der ersten roten Kerze raus)
  • Ist das Projekt dezentral oder gibt es nur wenige Inhaber, Knoten, Tokenholder?
  • Studium der Governance und der Tokenomics?
  • Ist diese Liste positiv abgearbeitet worden, ist die nächste Frage: wie geht es BTC und/oder ETH?
  • Wo befinden wir uns in der Rainbow-Chart?
  • Wo steht der F&G Index?
  • Was sagen die wichtigsten On-Chain-Metriken? BTC HashRate? BTC Difficulty?
  • Alts folgen BTC und ETH in der Regel mit einem Vielfachen: BTC steigt um 5%, Alts steigen um 25%. Umgekehrt kann die Diskrepanz noch höher ausfallen.

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Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Lektion 2: Aschenputtel Konzept oder Take Profit

Mit der oben genannten Checkliste bist du unaufhaltsam, denn betrügerische Projekte oder Blender scheiden aus und im Bullenmarkt geht alles (nach der Checkliste abgearbeitete) nach oben!

Jeder denkt: OMG, was bin ich für ein Genie! Nun, das ist aber im Bullenmarkt fast jede:r andere auch. Man muss nur in „Etwas“ investieren was eine gute Geschichte hat, eine niedrige Marktkapitalisierung und genügend Influenzer, die darüber berichten.

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Jetzt kommt der harte Teil: das Konzept Aschenputtel. Um Mitternacht, wenn die Party so richtig im Gange ist, musst du abhauen, auch wenn du dabei einen Schuh verlierst (Cinderella). Nichts geht für immer nach oben und über 99% dieser Altcoins werden wieder zurück auf 0 gehen und man wird nie wieder von ihnen hören. Krypto bewegt sich in Zyklen und spielt ein hochkomplexes psychologisches Spiel. Nimmst du Gewinne rechtzeitig mit und verlässt um Mitternacht die Party, wirst du fast immer gewinnen. Aber das können nur einige Wenige. Nach Hause zu gehen in der Ungewissheit, die Party könnte noch Stunden auf Spitzen-Niveau dahingehen und sich womöglich noch zur tollsten Party „EVER“ entwickeln, schaffen mental nur die Wenigsten. Deswegen enden viele wie in „Hangover“, Version LasVegas, der Morgen danach.

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Hier ist ein Beispiel für einen Take-Profit-Plan für einen Mooncoin:

  • Coin macht einen 2x, nimm 50% heraus, die ursprüngliche Position bleibt bei 100%
  • Coin macht einen 5x, nimm weitere 50% heraus, die ursprüngliche Position bleibt bei 250%, Gewinn bis jetzt 350%
  • Coin macht einen 10x, nimm weitere 80% heraus, die ursprüngliche Position bleibt bei 500%, Gewinn 2350%
  • Coin hat einen 80%igen Bear-Loss, Wert geht zurück zur ursprünglichen Position, du genießt aber immer noch deinen 2350% Gewinn. Sollte der Wert wieder hochkommen, bist du mit deinen ursprünglichen Startwert dabei. Wenn nicht, du sitzt auf dem 23,5 fachen deines Investments.

In diesem Beispiel steigt ein Bag Holder auf 10.000%, kommt zurück auf 2000% (du bist bei insgesamt 2450%). Geht der Wert auf Null verliert der BagHolder alles, du sitzt auf dem 23,5 fachen deines Investments. Klingt einfach, doch nur die wenigsten tun es. Um das zu erklären, bräuchte es ein Buch mit dem Titel: „Der Mooncoin und die menschliche Psychologie“.

Ein Bag Holder mit Totalverlust, nach theoretischen 10000% Papiergewinn ist meist mental sehr beschädigt.

Beim Aschenputtel Konzept bekommst du immer dein Investment nach der ersten Runde zurück. Das bedeutet auch immer psychologische Stärke! Fällt dein Mooncoin schon von Anfang an weg, können 5% StopLoss helfen.

Fazit: Gewinne mitzunehmen ist für Anfänger:innen ein schwieriges Gefühl, vor allem, wenn der Coin nach dem Verkauf noch 2, 3 oder 10x steigt. Du wirst NIE das Top verkaufen und selbst wenn es weiter nach oben geht, hast du immer noch deinen Moonbag. Nach meiner über 10 jährigen Erfahrung in diesem speziellen Markt kann ich mit gutem Gewissen sagen: wer dieser Methode folgt, wird in 99% der Fälle glücklich auf diese Entscheidung zurückblicken, wenn der Markt die nächste Baisse durchläuft.

Lektion 3: Risiko Management oder Kleiner Verlust = Kleines Problem, Großer Verlust = Großes Problem

Beherrsche dein Risiko mit einem Plan zur Steuerung dieses Risikos. Das Setzen von Stop-Loss-Aufträgen oder der Einsatz anderer Risikomanagementtechniken können wesentlich zu einem stressfreien Handel beitragen. Potenzielle Verluste werden damit minimiert. um einen Verlust von 10% wettzumachen, braucht es 11,1% Gewinn. Ein Verlust von 50% braucht einen Gewinn von 100% um auszugleichen. Das Setzen von Stop-Loss-Aufträgen verhindert zu hohe Verluste, wenn sich der Kurs des Vermögenswerts gegen dich entwickelt.

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Zusätzlich berechnet ein Risiko-Ertrags-Verhältnis das Maß eines potenziellen Gewinns (durch die Festlegung eines Gewinnziels) im Vergleich zum potenziellen Verlust (Stop-Loss-Punkt) eines Handels und gibt somit einen Hinweis, ob sich das Risiko lohnt.

Noch wichtiger ist die Diversifizierung (Streuung) deines Portfolios. Zu starke Gewichtung führt fast immer zu Probleme. Die Verteilung der Anlagen auf eine Reihe verschiedener Vermögenswerte trägt zur Risikominderung bei, schützt gegen möglichen Totalausfall und schlaflose Nächte. Wenn sich ein Vermögenswert schlecht entwickelt, kann dies durch die Performance anderer Vermögenswerte (Hedge) im Portfolio ausgeglichen werden.

Eine langfristige Perspektive, anstatt auf kurzfristige Kursbewegungen zu setzen, kann ebenfalls zur Risikominderung beitragen, denn langfristig ausgerichtete Assets sind in der Regel weniger volatil und haben somit ein geringeres Verlustrisiko. Mit Ausnahme von BTC und ETH sollte kein Asset mehr als 5% des Portfolios ausmachen.

Lektion 4: Asset Allokation oder „Nicht verschiedene Eier in einem Korb“ sondern „jeweils wenige Eier in verschiedenen Körben“

Die Asset Allocation, also die Aufteilung eines Anlageportfolios auf verschiedene Anlagekategorien wie Immobilien, Aktien, Krypto und Bargeld, ist ein wichtiger Aspekt einer Anlagestrategie. Die richtige Asset Allocation kann dazu beitragen, Risiken zu streuen und Gewinnmitnahmen aus dem Kryptomarkt abzusichern. In einer Hausse ist immer alles in bester Ordnung: alles steigt, alles fliegt. Vor allem, wenn die Gelddruckmaschine der Zentralbanken heiß läuft. Aber es wird nie ewig so weitergehen. Diversifizierung ist der Schlüssel, nicht nur bei Kryptowährungen, sondern generell. Das gesamte Nettovermögen in Kryptowährungen ist extrem volatil. In einem Bullenmarkt kannst du binnen kürzester Zeit ein Multi-Millionär auf dem Papier sein und mit der falschen Taktik kurz darauf mit Null dastehen. Stellen dir vor, du hättest dein gesamtes Vermögen in Luna gehalten, oder in UST, oder in Celsius, oder in FTT?

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Gewinne aus Kryptowährungen mitnehmen und in andere Vermögenswerte wie Immobilien, Aktien, Gold, Silber umverteilen ist nie eine schlechte Idee. Oder vielleicht eine Investition in sich selbst? Oldtimer? Weltreise?

Lektion 5: If things go wrong, don’t go with them

Akzeptieren einen Fehler gemacht zu haben, analysieren, wo ich falsch lag, sind normalerweise nicht die besten Eigenschaften der Menschen. Wir sind jedoch Menschen und nicht perfekt. Es ist nicht eine Frage des „ob“, sondern des „wann“ wir einen Fehler machen werden. Es ist nichts Falsches daran, im Unrecht zu sein, aber im Unrecht zu bleiben ist falsch.

Im Jahr 2022 gab es gleich drei Black Swan Ereignisse: Luna, Celsius und FTT.

Luna, „wäre das ultimative Kraftpaket“, wenn es sich um Stable Coins handelt, Celsius, das non plus ultra des passiven Mega-Einkommens, FTT, das Welthandelshaus, angetrieben vom Weißen Haus, …..

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Im Nachhinein wissen wir natürlich alle, dass diese Thesen falsch waren. Wenn man erkennt, dass man falsch liegt, ist „warten“ die schlechteste aller Varianten. Hier hilft das berühmte „Leave It, Change It or Love It“.

Verluste begrenzen, Situation analysieren und weitermachen. Die Hoffnung auf ein Wunder ist keine Strategie. Das ist sogar meist gefährlich. „Einmal mehr aufstehen, als man umgeworfen wird“, meinte bereits Winston Churchill.

Lektion 6: Technische Sicherheit oder „I Am Unhackable“

Der kürzeste, aber vielleicht wichtigste Punkt von allen. Du hast alles richtig gemacht, Punkt eins bis 5 beachtet und sitzt auf einem schönen Vermögen. Du kennst deinen Public Key und siehst dir dein Vermögen jeden Tag mehrmals an. Doch du kannst nichts damit tun. Irgendwann einmal hast du einen kleinen Fehler gemacht. Eine Phishing Mail geöffnet, die Seedphrase ausgedruckt und auf das südausgerichtete Fensterbrett gelegt, kein VPN benutzt, ein WLan bei McDonalds oder Starbucks benutzt, kein LAN Kabel gekauft, keine Backups gemacht oder Backups bei Billig-Clouds gemacht, Smartphone verwendet und verloren, und so weiter, die Liste ist unendlich. Bevor du nicht ein Hardware Wallet bedienen kannst und eine ordentliche Schlüsselverwaltung hast, solltest du NICHTS tun.

Zusammenfassung

1) Harte Recherche-Arbeit und Eigenverantwortung, 2) Aschenputtel takes profit, 3) Risiko managen, 4) Eier in verschiedene Körbe verteilen, 5) BlackSwan happens und 6) YKYC (Your Keys Your Coins)

Eigentlich ganz einfach!

Hier wird kein Hopium gestreut, sondern mit Nachdruck darauf aufmerksam gemacht, dass dieser Markt alles andere als ein Spiel ist. Offener Diskurs kann nur allerdings nur wirken, wenn ein Empfänger dafür reif ist. Deswegen empfehle ich, diesen Artikel noch ein paar Mal zu lesen oder sich professionelle Hilfe zu holen, die nach dieser Methode arbeiten. Gib niemals jemand deine Assets. Nie.

Liebe Grüße aus dem sonnigen Italien

Bergwolf

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